Sinnsuchenden wollen wir Raum geben für Dialog über Gott und die Welt
Aus der Überzeugung, dass Jesus Christus uns als evangelische Christen den Weg weist, stellen wir uns den gesellschaftlichen Herausforderungen. Unsere Gemeinschaft in der Matthäuskirche soll offen sein für all unsere Mitmenschen, die Antworten brauchen, die nach einem Sinn in ihrem Leben suchen, sich nach Abstand von der Hektik des Alltags sehnen oder gemeinsam mit uns aktiv werden wollen. Die Heilige Schrift dient uns als Grundlage, um uns immer wieder auf das Wesentliche zu besinnen. Als offene Weggemeinschaft sehen wir auch den Zweifel als Quelle für die Auseinandersetzung und Vertiefung des Glaubens. Wir wollen uns gegenseitig Mut machen und uns stärken für die Anforderungen des Lebens. Wir wollen dazu beitragen, dass innere Ruhe spürbar und Beherztheit wichtig werden. Wir vertrauen auf Gottes Allgegenwart und auf die unendliche Liebe Christi. Auf dieser Basis ist es möglich, Lebensfreude, Orientierung und Sicherheit zu erfahren.
Sinnsuchende
Es gibt zwei Gruppen von Menschen, welche die Sinnfrage nicht stellen: kleine Kinder, die geliebt werden und Verliebte
Die intensivste Erfahrung des Lebens geschieht in der Liebe. Nur wer liebt (bejahen kann) und geliebt wird (bejaht wird), steht jenseits der Sinnproblematik. Unter Sinnsuchende verstehen wir Menschen die den (einen) Sinn des Lebens suchen. Als Sinn des Lebens wollen wir die Bestimmung des Menschen verstehen. Als evangelische Christen suchen wir diesen Sinn in Gott. Der unterschiedliche Status bei dieser Suche sowohl innerhalb als auch außerhalb unserer Gemeinde ist uns dabei bewusst. Wie wir selbst im Rahmen des Leitbildprozesses erleben durften, reicht hier die Spanne von Menschen, die sich selbst als Suchende, noch ohne den Sinn gefunden bzw. gefühlt zu haben bis zu jenen, die von sich selber sagen dürfen den Sinn des Lebens gefunden zu haben, diesen bereits leben, Kraft und Freude daraus schöpfen.
Dietrich Bonhoeffer sah den Sinn des Lebens vor allem in der Nachfolge Christi: „Wir meinen, weil dieser oder jener Mensch lebt, habe es auch für uns Sinn zu leben. In Wahrheit ist es aber so: Wenn die Erde gewürdigt wurde, den Menschen Jesus zu tragen, wenn ein Mensch wie Jesus gelebt hat, dann und nur dann hat es für uns Menschen einen Sinn zu leben“. Der unbiblische Begriff des Sinnes ist ja nur eine Übersetzung dessen, was die Bibel Verheißung nennt.
An einen Gott glauben heißt die Frage nach dem Sinn des Lebens verstehen.
Wittgenstein 1916
Raum geben
Wer Räume in der Gemeinde schaffen will, muss Angebote schaffen. Der Raum ist ein Angebot und nur wo ein Angebot ist, kann ein Raum entstehen. (Hiltner)
Das Angebot Gottesdienst ist für viele Menschen heute kein verständliches Angebot mehr. Von daher entsteht dort auch für sie kein Raum. Demgegenüber bedeutet auch nur die Möglichkeit eine Kerze anzuzünden, dass sich für einen Menschen ein Raum eröffnet. Gemeinde muss sich neu fragen, welchen Dienst sie mit ihrem Angebot für die Gesellschaft leistet und wie sie ihr Angebot so gestalten kann, dass es für Menschen tatsächlich zu einem Angebot wird.
Dialog
Der Dialog ist die Basis einer gelebten Gemeinschaft. Er ist eine mündlich oder schriftlich zwischen zwei oder mehreren Personen geführte Rede und Gegenrede. Entscheidend für die Qualität eines Dialogs ist die Beziehung zwischen den Gesprächsteilnehmern. Dieses „Zwischen“ welches Menschen berührt und verbindet, ermöglicht das Aufspüren der eigenen inneren Haltung zu den Dingen des Lebensalltags. Der Dialog ist der Motor um eigene und fremde Gewohnheiten, Annahmen, Wertvorstellungen, Denk- und Verhaltensweisen in der direkten Begegnung zu erkunden. Er ist die Quelle der Förderung des eigen-verantwortlichen, selbstbestimmten Denkens des Einzelnen über sein Verhältnis zur Welt. „Denn wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ (Mt. 18/20)
Gott und die Welt
Steht für alle Themen, über die man unverbindlich diskutieren kann, auch die belanglosen. Wir sollen als Christen über den Gott reden, der uns in unserem Leben …
… als Schöpfer und Garant des Lebens begegnet;
… als Mensch in Jesus Christus entgegenkommt;
… als Heiliger Geist Kraft zum Leben und Glauben gibt.
Ins Gespräch kommen über Gott, den Schöpfer
Menschen erleben tagtäglich die Bedrohung ihrer Lebensgrundlage durch Zerstörung und Verschmutzung der Umwelt durch Wirtschaft, Profitgier und unverantwortliches Handeln. Wir sollen unseren Mitmenschen bezeugen, dass unsere Erde, unsere Welt die gute Schöpfung Gottes ist. Er hat sie geschaffen, damit wir Menschen uns daran erfreuen. Er ist der, der Leben schenkt und er ist der, der verheißen und versprochen hat, Leben zu erhalten und zu beschützen. Uns Menschen hat Gott diese Welt nur geliehen. So haben auch wir die Aufgabe, sie in gutem Zustand zu bewahren und an nachfolgende Generationen weiterzugeben. Wir haben unseren Umgang mit der Welt vor ihm zu verantworten.
Ins Gespräch kommen über Jesus Christus
Menschen erleben Egoismus und Individualismus und immer weniger Achtung vor dem Mitmenschen. Wir sollen als Christen bezeugen, dass Gott in seinem Sohn Jesus Christus Mensch wird in dieser Welt. Er erfährt dadurch menschliches Leben mit all seinen Höhen und vor allem all seinen Tiefen. Er kennt das Leid, hat es selbst erduldet am Kreuz. Weil er unser Bruder geworden ist, weiß er, was wir durchmachen. Deshalb dürfen wir uns ihm anvertrauen, er hilft. Sein Wort ist wegweisend in den wichtigen Fragen des Lebens. Er zeigt uns, dass unser Leben am Ende nicht sinnlos ist, sondern bei Gott in alle Ewigkeit bewahrt sein wird.
Ins Gespräch kommen über Gott, den Heiligen Geist
Menschen fühlen sich allein gelassen mit ihren Problemen, hilflos in ihrer Not. Als Christen bezeugen wir, dass der Heilige Geist in dieser Welt und unserem Leben wirkt. Er gibt Menschen die Kraft, Schweres zu ertragen. Durch seine Kraft können wir aber auch unser Leben, ja uns selbst verändern. Dort wo Menschen sich begeistert für das Wohl ihrer Mitmenschen einsetzen, schenkt er Erfolg. Der Heilige Geist schenkt Kraft zum Glauben und Vertrauen. Er führt Menschen zusammen in der Kirche Jesu Christi, der Gemeinschaft aller Glaubenden und Getauften.
Bei allem, was wir denken und tun, sollen wir uns an den Auftrag erinnern, den Jesus Christus uns gegeben hat:
Und Jesus trat herzu und sprach zu ihnen: Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Darum gehet hin und machet zu Jüngern alle Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe. Und siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Matthäus 28, 18-20